Wissenswertes über Zinnien

Zinnie im Aufblühen

Wohl kaum eine Pflanzengattung erfreut sich nun schon seit vielen Generationen einer so großen Beliebtheit wie die Zinnien. Ob im Beet oder der Vase, klein oder groß, gefüllt oder schlicht, im Sommerblumenbeet oder ganz für sich - für wirklich jeden Geschmack gibt es die passende Zinnie! Diese Vielfalt kommt nicht von ungefähr, denn schon früh wurden die mexikanischen Schönheiten für unsere heimischen Gärten "entdeckt".

Der Göttinger Botaniker Johann Gottfried Zinn war Mitte des 18. Jahrhunderts der erste, der die Zinnien wissenschaftlich beschrieb. Er erkannte die Zinnien zwar zu Recht als Korbblütler, ordnete sie jedoch fälschlicherweise den Rudbeckien Dr. Johann Zinn(Sonnenhüten) zu. Carl von Linné, der weltbekannte schwedische Naturforscher und Begründer der gesamten biologischen Systematik, erfasste die Mexikanerinnen ein paar Jahre später in einer eigenen Gattung, die er dem Entdecker zu Ehren "Zinnien" taufte. Ende des 18. Jahrhunderts kamen die Zinnien nach Europa, wo sie nach ersten Stationen in Spanien und England im Jahr 1808 auch im Berliner botanischen Garten eine neue Heimat fanden. Es erwies sich als Glücksfall, dass sich Zinnien sehr leicht über Samen vermehren lassen und so stand der deutschlandweiten Verbreitung in Parks und Gärten nichts mehr im Wege. Durch gezielte Züchtungen entstanden zunächst einzelne Farbvarianten, durch Kreuzungen verschiedener Zinnienarten untereinander jedoch auch bald Sorten mit gefüllten Blüten verschiedenster Art. Doch welche Form auch immer - alle Zinnien blühen den ganzen Sommer bis weit in den Oktober hinein.

Die Beliebtheit der Zinnien in den Bauerngärten lag von jeher nicht alleine an ihrer hübschen Erscheinung im Beet, sondern ebenso an ihrer außerordentlich guten Eignung als Schnittblume. Die unverzweigten Stängel wirken auf den ersten Blick womöglich etwas steif, sind aber genau aus diesem Grund sehr lange in der Vase haltbar. Zinnien sind ein fester Bestandteil eines jeden Sommerblumenstraußes und haben im Laufe der Jahrhunderte mit Sicherheit schon jedes Bauernhaus und jede Dorfkirche geschmückt. 

Ihre ursprüngliche Heimat haben die Zinnien nicht vergessen und so haben Sie es auch bei uns gerne warm, trocken und geschützt. Sie können entweder ab März drinnen vorgezogen oder ab April gleich an Ort und Stelle gesät werden. In jedem Fall dürfen sie als junge Pflänzchen nicht zu früh oder ohne langsame Gewöhnung nach draußen, denn sie sind wirklich sehr kälteempfindlich und es wäre zu schade, die kleinen Zinnien erfrieren zu lassen. Der Boden sollte durchlässig, nährstoffreich und zunächst eher feucht sein (keine Staunässe!); sind sie erst einmal angewachsen, vertragen Zinnien Trockenheit sehr gut. Weitere Pflege benötigen sie erfreulicherweise nicht. Schneidet man regelmäßig einige Blüten ab, so hat man nicht nur stetigen Nachschub für die Vase sondern regt damit gleichzeitig die Bildung weiterer Blüten an.

Heutzutage gibt es Zinnien in allen erdenklichen Farben und Höhen von 20 bis 100 cm, so dass der gestalterischen Freiheit kaum Grenzen gesetzt sind – Hauptsache, die Zinnien haben es warm und sonnig. Schmuckkörbchen, Sonnenhüte, Löwenmäulchen aber auch Gräser und Stauden sind beispielsweise ideale Begleiter. Zum Glück muss aber selbst bei einem begrenzten Platzangebot nicht auf Zinnien verzichtet werden, denn auch im Topf oder Kübel fühlen sie sich wohl und verwandeln Balkon oder Terrasse in ein kleines Bauerngartenparadies.

Lady Vita Sackville-WestEin Garten ohne Zinnien – undenkbar! So formulierte es schon vor etwa 80 Jahren die bekannte englische Schriftstellerin und Gartengestalterin Vita Sackville-West, deren Garten „Sissinghurst“ noch heute jedes Jahr Tausende Besucher bewundern. Hier ist ihre Liebeserklärung an die Zinnien, die sie im Jahr 1937 verfasst hat:

 Anthologen empfinden häufig ein besonderes Vergnügen darin, die groben Schnitzer zu zitieren, die angesehenen Autoren in botanischen Fragen unterlaufen. Bisher hat jedoch noch kein Anthologe auf den Lapsus verwiesen, den Walter Pater damit beging, dass er in MARIUS THE EPICUREAN seine Römer auf die Suche nach Zinnien gehen ließ, um sie sich mit ihnen schücken zu lassen. "Sie besuchten den Blumenmarkt und verweilten dort, wo ihnen die coronarii die neusten Spezies aufdrängten, und erwarben Zinnien (sic), die gerade in voller Blüte standen (wie gemalte Blumen, dachte Marius), um mit ihnen die Falten ihrer Togen zu verzieren." Nun, entweder hat Pater seine botanischen Informationen von Fachleuten für Römische Geschichte bezogen und wird nachträglich von uns in Verlegenheit gebracht, oder er folgte einfach seiner Phantasie bei der Suche nach einer Blume, die er er für den Schmuck einer Toga am geeignetsten befand. Wenn er sich auf seine Phantasie verließ, irrte er gründlich. Denn Zinnien sind in Amerika und Mexiko heimisch, und da Marius im zweiten Jahrhundert in Rom lebte, ist Pater der Zeit um zwölf Jahrhunderte vorausgeeilt: Er hat Rom um eine  Blume von einem Kontinent bereichert, dessen Entdeckung erst eintausendzweihundert Jahre später stattfand. Ich vermute, das fällt unter den Begriff dichterische Freiheit.

In der Realität wurde die ursprüngliche Zinnie oder Zinnia elegans 1796 in Europa eingeführt und seither zu den Varietäten 'veredelt', die wir heute kennen und in unseren Garten pflanzen. Viele Blumen verlieren durch diese sogenannte Veredelungen, die Zinnie hat durch sie dazugewonnen. Manche Menschen behaupten, sie wirke zu künstlich, und in gewisser Weise haben sie recht. Sie sieht aus, als wäre sie aus Kartonpapier ausgeschnitten und sinnnenreich zu einer Blüte zusammengeklebt worden. Sie ist so steif, geziert, korrekt und exakt, von fast geometrischer Präzision, dass viele Menschen, die romantischere, überschwenglichere Blumen bevorzugen, sie allein wegen ihrer Steifheit und ordentlicher Regelmäßigkeit ablehnen. "Abgesehen davon", sagen sie nicht ohne Berechtigung, "macht sie uns eine Menge Schwierigkeiten. Sie ist in diesem Land nicht winterhart und muss daher im Februar oder März unter Glas ausgesät, dann pikiert und im Mai dorthin ausgepflanzt werden, wo sie blühen soll. Wir müssen sorgfältig darauf achten, die Sämlinge nicht zu stark zu gießen, weil sie sonst an der Umfallkrankheit eingehen. Dann, wenn wir sie ausgepflanzt haben, müssen wir nach den Schnecken Ausschau halten, deren Vorliebe für Zinnien die unsere bei weitem übersteigt. Warum sollten wir diese Mühsal für eine Blume auf uns nehmen, von der wir genau wissen, dass sie dem ersten Herbstfrost zum Opfer fällt?"

Solche Einwände treffen uns wie Schlagstöcke, und es bedarf einiger Anstrengung, unsere Entschlossenheit dadurch wiederherzustellen, dass wir uns das farbenfrohe Beet in Erinnnerung rufen, das uns im vorherigen Jahr viele Wochen lang Freude bereitet hat. Denn es gibt wenige Blumen, die derart leuchten ohne grell und grob zu wirken, und da sie Sonnenanbeter sind, wird der sonnige, trockene Platz, an den wir sie gesetzt haben, ihren starren Blütenköpfen und ihrer bunten Vielfalt der Farben ein Höchstmaß an Licht zukommen lassen. Ob wir sie in einer Mischung anpflanzen (deren Samen zu meinem Bedauern unter der Bezeichnung 'Künstlerfarben' angeboten werden), oder die rosa von den orangefarbenen und die roten von den magentabraunen trennen, ist eine Frage des Geschmacks. Ich persönlich liebe sie kunterbunt durcheinander, dass sie aussehen wie die Farbspritzer auf einer Palette, und ich mag sie ganz für sich allein, ohne die Gesellschaft anderer Pflanzen.

Als Schnittblumen sind sie von unschätzbarem Wert: Nie lassen sie die Köpfe hängen, und sie halten sich nahezu wochenlang.

Vita Sackville-West, Blumen in meinem Garten

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